Mit Beendigung des Deutsch-Dänische Krieges 1864, wurden die Herzogtümer Schleswig und Holstein gemeinsam von Österreich und Preussen verwaltet. Prinz Adalbert v. Preussen, Oberbefehlshaber der preussische Flotte, erkannte sehr früh die Bedeutung des Hafens von Kiel als Standort der Marine, wobei er von Bismarck und Roon unterstützt wurde. So erging die königliche Cabinetsordre zur Einrichtung eines Marine Etablissements und der Verlegung der Flotte von Danzig nach Kiel. Der Marinefiskus erwarb ein Gelände in Düsternbrook. Erster Direktor dieses Marine Depots wurde Corvetten-Capitain Klatt. Am Ostufer der Förde in Gaarden, -damals noch zu Plön gehörig, -wurde im März 1868 mit den umfanreichen Bauarbeiten für die Werft begonnen, der Witte Berg wurde abgetragen und Baubassins ausgehoben, eine erste Helling errichtet und im April gleichen Jahres mit dem ersten Neubau begonnen; es war die Panzerfregatte "Friedrich d. Große".
Mit Gründung des Deutschen Kaiserreiches wurde aus der Königlichen Werft nunmehr die "Kaiserliche Werft Kiel". Als Schiffsneubauten folgten die Panzerkorvetten "Bayern" und "Baden" sowie die Kanonenboote "Adler" und "Eber". Zwischenzeitlich wurden die Baubassins und die Trockendocks mit gewaltigen Baumaßnahmen der Werft übergeben, maßgeblich beteiligt war die Fa. Phillip Holzmann. Die Zahl der Belegschaft wuchs auf 9000 Personen und Wohnraum wurde knapp, neue Stadtteile erstanden. Die Werft vergrößerte sich durch Grundstückkäufe und Erwerb eines Teils der Germaniawerft von bisher 485 000 qm auf 1 297 500 qm, das idyllische Fischerdorf Ellerbeck mußte weichen und wurde an der Schwentine neu angesiedelt.
Im Schiffbau begann der Übergang vom Holz zum Stahlschiff, vom Segel zum Dampfschiff. Die Werfte konnte weitere Neubauten an die Marine liefern,
wie den Kl. Kreuzer "Falke" und der Gr. Kreuzer "Fürst Bismarck", sowie vier Küstenpanzerschiffe der "Hagen" Klasse. Die Leitung der Werft unterstand dem OWD (Oberwerftdirektor). In Gaarden wurde die Kaserne der I. Werftdivision bezogen, welche der Ausbildung der techn. Laufbahnen der Marine dienten. Die Löhne und sozialen Leistungen der Arbeiter und Angestellten waren wegweisend für damalige Verhältnisse. Im Werftpark entstand das Werfterholungsheim.
Der Kriegsschiffbau war voll ausgelastet mit dem Bau mehrerer Linienschiffe und Kreuzer. Über der Einfahrt zum Ausrüstungsbassin entstand eine Schwebefähre, zwei weitere Hellinge wurden errichtet, Holzbauten durch massive Steinbauten ersetzt.
Mit Ausbruch des ersten Weltkrieges erhöhte sich die Belegschaft und erreicht 1917 seinen höchsten Stand mit 22 000 Arbeiter und Angestellten. Sie war somit die drittgrößte Werft der Welt. Der Kriegsalltag sah Schiffe der Flotte zur Reparatur und Instandhaltung, aber auch zur Beseitigung von Kriegsschäden.
Am 24. Sept. 1918 besuchte der Kaiser - er war sehr oft zu Gast - zum letzten mal die Werft und erklärte: "Ich habe keine Marine mehr"!
Am 3. Nov gleichen Jahres kam es zur Rebellion von Matrosen und Arbeitern auf der Werft - es gab Tote. Die einst so stolze Flotte hatte aufgehört zu bestehen.
Die Oberwerftdirektoren der Kaiserlichen Werft Kiel, chronologisch :
Corv. Capt. Gustav Klatt, Marinedepot Düsterbrook
Corv. Capt.Wilhelm A. Berger
Kapt.z.See Johann Weikhmann
" Max Freih.v.d,Goltz
" Heinrich Kühne
" Bartolomäus v.Werner
" Hans v.Koester
" Victor Valois
" Otto v.Diederichs
" Otto Diedrichsen
" Hunold v.Ahlefeld
" Max v.Fischel
" Georg Scheder
Konteadmiral Guido v.Usedom
Kapt.z.See Konrad Henkel
Vizeadmiral Konrad v.Henkel-Gebhardi (1917 geadelt und befördert)
Konteadmiral Friedrich Behnke
Die Gliederung der Kaiserlichen Werft:
Schiffbau Ressort: Vorstand ein Schiffbau Oberingineur
Maschinenbau Ressort: Vorstand ein Maschinenbau Direktor
Navigations Ressort: ein Kapitän z.See
Verwaltungs Abteilung: ein Verwaltungsdirektor
Materialien u. Inventar Magazin: ein Rechnungsrat
Kassen, Verwaltung: ein Rendant
Annahme-Amt: ein Rendant
Betriebskrankenkasse: ein Rechnungsrat
Hafen-Bau Kommision: ein Hafenbaudirektor
Kaiserliche Torpedowerkstatt Friedrichsort
Nach Einvernahme Schleswig Holsteins durch Preussen 1864, wurde durch königlichen Erlass 1866 in Friedrichsort bei Kiel ein Artillerie-Depot errichtet. Aufgabe war die Entwicklung von Über- und Unterwasserwaffen.
Durch Bildung der Inspektion des Torpedowesens 1886 wurden die Bereiche Minen und Torpedos getrennt. Für den Bereich der Torpedoentwicklung wurden ab 1891 die Anlagen in Friedrichsort umbenannt in "Kaiserliche Torpedowerkstatt" und die dortige Tätigkeit intensiviert. Anfangs arbeitete man mit der Fa. Schwarzkopff, -welche auch auf dem Torpedosektor in Berlin tätig war, - eng zusammen. Die Zahl der Beschäftigten stieg im gleichen Jahr auf 1000 Arbeiter und Angestellte.
Die sozialen Leistungen des Werkes waren vorbildlich. Erster Direktor wurde Korv.Kpt. Th. Harms. Während seiner Amtszeit wurde der Torpedo C 91 entwickelt und in die deutsche Marine eingeführt. 1912 erreichte die Belegschaft die Zahl von 2100 Personen. Bei Kriegsausbruch 1914 war Friedrichsort der einzige Standort für die deutsche Torpedoproduktion und es gelang, die von der Flotte benötigten Stückzahlen zu gewährleisten.
Am 24. Sept. 1918 erschien überraschend Kaiser Wilhelm II. im Werk. Eine größere Anzahl von Beschäftigten wurde von ihm mit Orden und Ehrenzeichen ausgezeichnet. Zwei Monate später war der Krieg zu Ende und der Fortbestand des Werkes ungewiß.
Die Direktoren der "Kaiserlichen Torpedowerkstatt", chronologisch:
Kapitän z. See H. R. Przewinski (Artillerie-Depot)
Korv. Kapitän Theodor Harms
Kapitänleutnant Heinrich Saß
Freg. Kapitän Bernhard Meyeringh
Konte. Admiral Gottlieb Becker
Konte. Admiral Stromeyer
Konte. Admiral Carl Hering